Für einen genussvollen Wochenend-Trip muss man nicht unbedingt nach Frankreich oder Italien reisen. Churfranken, die Region am Main zwischen Spessart und Odenwald, ist wie geschaffen dafür. Fünf reizvolle Gründe gleich dieses Jahr hinzufahren…
1. Brau-Seminare Man könnte meinen, die Stadt Miltenberg sei eigens als Kulisse für einen Historienfilm gebaut worden. So gut erhalten sind die mittelalterlichen Fachwerkhäuser der Altstadt. In ihren idyllischen Gassen finden wir die Brauerei Faust. Dort wollen Ed und ich heute unser eigenes Bier produzieren. Zehn Uhr: Wir starten nüchtern (selbstverständlich). Dann beginnt das siebenstündige (feucht-fröhliche) Seminar. Erst suchen wir mit den anderen angehenden Hobby-Brauern das Rezept aus. Also muss probiert werden… Die Entscheidung: Ein dunkles Bier soll es werden. Dann wird geschrotet, gemaischt, gehopft… Da die Aufgaben zwischen uns Seminar-Teilnehmern verteilt sind, bleibt genug Zeit, die Spezialitäten von Faust zu testen: z. B. das Auswandererbier 1849: Es duftet nach Hagebutte, schmeckt fruchtig nach Ananas, der Abgang ist angenehm bitter, aber die acht Prozent Alkohol sind nicht zu unterschätzen! Wer es süß mag, sollte unbedingt mal den Eisbock von Faust trinken. Der Tag verfliegt, die Stimmung steigt - der Pegel auch (bleibt aber im Rahmen - zumindest bei uns). Am Ende bekommt jeder ein Bier-Diplom. Das habe ich mir zwar nicht an die Wand gehängt, aber das Seminar würde ich jederzeit wieder machen - es gibt übrigens auch Termine nur für Frauen. Und nach ca. sechs Wochen steht ein fünf Liter Fass mit dem eigenen Bier bei Faust zur Abholung bereit. Kosten: 109 Euro p. P. Infos: www.faust.de
2. Der Rotweinwanderweg In einer Weinregion hat es durchaus seinen eigenen Reiz, gemütlich zu Fuß unterwegs zu sein. Zum einen genießt man dabei die Schönheit der Landschaft in vollen Zügen: sonnige Weinberge, schattige Wälder, urige Dörfer mit schönen Fachwerkhäusern und immer wieder lange Wegpassagen mit Blick auf den glitzernden Main, der sich unten durchs Tal schlängelt. Deutschlands längster Rotweinwanderweg zieht sich etwa 70 Kilometer von Großwallstadt bis nach Bürgstadt, die Hochburg des fränkischen Spät- und Frühburgunders. Zum anderen ist es per Pedes kein Problem, unterwegs auch mal den Wein zu probieren, der hier an den steilen Hängen wächst (s. u. Häckerwirtschaften). Der Verein "Mainland Miltenberg - Churfranken" empfiehlt, den Weg in sechs Etappen einzuteilen. Falls Sie nicht so viel Zeit haben, würde ich die letzten drei wählen: von Erlenbach nach Klingenberg, von dort nach Großheubach und weiter nach Bürgstadt. Denn da erwarten Sie besondere Highlights, z. B. ein kleiner Klettersteig, ein großer Kräutergarten, der fantastische Spätburgunder-Winzer Benedikt Baltes mit seinem Weingut Stadt Klingenberg und das Kloster Engelberg. Zugegeben, die 612 Stufen von Großheubach hinauf zum Kloster mit seiner Schänke sind schweißtreibend, aber für die Aussicht lohnt sich die Anstrengung! Eine Broschüre zum Rotweinwanderweg können Sie hier herunterladen. Eine kostenlose App für Ihre individuelle Routenplanung gibt es von "Meinland Miltenberg - Churfranken e.V." Sie bietet auch viele Tipps zu Sehenwürdigkeiten, Winzern, Gasthäusern und Hotels.
3. Häckerwirtschaften Die gehören genauso selbstverständlich zu Churfranken wie guter Wein ins Glas. Denn seit dem 16.Jahrhundert ist es in der Region Tradition, dass Winzer auf ihrem Gut zwei-, dreimal im Jahr ein paar Wochen lang ihren eigenen Wein ausschenken. Zu essen gibt es natürlich auch etwas, meist regionale Spezialitäten. Alles sehr köstlich, die Atmosphäre urgemütlich. Zwei, die wir empfehlen können: Das Weingut Giegerich in Großwallstadt hat vom 14. bis 26. Juni und vom 23. August bis 4. Septemer Häckerzeit. Beim Weingut Neuberger können Sie vom 28. April bis 9. Mai, am 11. Juni und vom 20. Juli bis 4. August einkehren. Hier gibt's den Überblick zu allen Häckerwirtschaften.
4. Spitzenwinzer Keine Frage, in Churfranken gibt es viele gute Weingüter, aber ein paar sind herausragend - z. B. Rudolf Fürst in Bürgstadt. Und das behaupten wir nicht nur, weil Ed für seine Sommelier Ausbildung dort als Praktikant Steine geschleppt hat, um einen Weinberg anzulegen. Die Fürsts gelten weltweit als Spätburgunder-Magier - großes Kino am Gaumen ist z. B. der Bürgstadter Spätburgunder, 19,50 Euro. Ihnen steht der Sinn nach Weißwein? Ab nach Kleinheubach zum Weingut Fürst Löwenstein. Wer einen Silvaner in Hochform probieren möchte, sollte den Asphodill kosten. Ein kraftvoller Wein mit viel Mineralik, Stachelbeer-, Birne- und Kräuteraromen. Er rinnt seidig die Kehle hinunter und hat enorme Länge. Allerdings muss man für ihn etwas tiefer in die Tasche greifen: 27,50 Euro. Planen Sie etwas Zeit für Fürst Löwenstein ein. Es ist so herrlich bei einem Glas Wein auf der Terrasse des Weingut-Shops zu sitzen und aufs Schloss zu schauen.
5. Restaurants Manchmal erlebt man in gediegenem Ambiente große Überraschungen, z. B. im Gasthaus Zur Krone in Großheubach. Die erste war, dass Ed die Wirtin Niki Restel kennt. Sie ist eine Sommelier Kollegin. Deshalb ist es zwar nicht weiter erstaunlich, dass sich der Weinkeller des Restaurants gut sortiert zeigt. Aber was Nikis Mann Ralf in der Küche zaubert, geht doch deutlich über das Niveau eines gut bürgerlichen Landgasthofs hinaus. Er kreiert aus regionalen Produkten modern interpretierte Köstlichkeiten und richtet sie wie kleine Kunstwerke an. Dabei halten sich die Preise noch im Rahmen. Das 3-Gänge-Menü kostet 38 Euro. Zur Speisekarte geht es hier. Im Sommer ist es bei Restels besonders schön. Statt hemdsärmeliger Atmosphäre kommt im Biergarten eher romantische Stimmung auf. Übernachten kann man in der Krone auch: DZ/F 85 Euro, HP mit 3-Gänge-Menü 25 Euro.
Recht zünftig geht es dagegen im Gasthaus Riesen in Miltenberg zu. Das historische Fachwerkhaus beherbergte 1314 König Ludwig den Bayern. Heute wird dort Deftiges und vor allem gutes Bier serviert.
Schön übernachten kann man im Herzen von Miltenberg bei Familie Holzinger im Flair-Hotel Hopfengarten: DZ/F ab 88 Euro.



Zwei Termine, die Genießern Spaß machen:
- Klingenberger Weinkulturtage vom 13. bis 15. Mai: Den Auftakt macht ein Fest im Schloss mit Live Musik und Verkostungen. Es gibt Weinbergführungen und mehr, Infos unter www.klingenbergerweinkulturtage.de
- 3. Churfranken Genussfestival vom 15 bis 16. Oktober: Dieses Mal werden die besten Weine, die besten Lebensmittel und Köche der Region im Bürgerzentrum in Elsenfeld vorgestellt, Infos unter churfranken.de
Fotos: Ed Richter (7), Mainland Miltenberg - Churfranken e.V. (2)
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