Es muss nicht immer Champagner sein. Auch Prosecco kann überzeugen, wenn er gut gemacht ist - z. B. von der Tenuta Santomè. Wir haben das Weingut besucht und dann Treviso. Eine wunderschöne Stadt, in der das Tiramisu geboren wurde
Tenuta Santomè: Weinprobe und schöner Wohnen
Leicht derangiert (zumindest ich), aber glücklich: Es war eben kein leichter (weil es so viel war), aber ein sehr angenehmer (weil es gut war) Job, die Weine und
die drei Prosecco-Varianten vom Weingut Santomè durchzuprobieren. Chefs der Tenuta in der Nähe von Treviso
sind die Brüder Spinazzè. William ist fürs Marketing und den Verkauf zuständig. Alan, der Önologe, macht den Wein. William und Alan? Ja, eher ungewöhnliche Namen für Italiener. Ihr Vater Armando
ist ein großer Fan amerikanischer Western und hatte Humor genug, seine Söhne nach den Hollywood-Cowboys Alan Ladd und William Holden zu nennen. Den Sinn fürs Spaßige haben die beiden geerbt, und
das macht eine Verkostung in der Tenuta Santomè nicht nur zu einem Erlebnis für den Gaumen. Sie ist auch sehr amüsant. Doch zu den Weinen: Wer Prosecco sehr trocken und fast schon mineralisch
mag, sollte den Posecco DOCG Valdobbiadene Brut (8,50 Euro ab Weingut) probieren. Wenn es blumig und eher rund am Gaumen prickeln soll, passt der Prosecco Doc Trevis Extra Dry (5,60 Euro)
perfekt. Ein Highlight ist der Tai Bianco Parcel #368 (9,75 Euro). Aus der weißen, autochthonen Traube Tocai Friulano hat Alan einen vollen, kräftigen Wein gemacht, der wie Öl die Kehle hinunter
rinnt. Es schmeckt nach Pfirsich, Aprikose, gelben Blüten mit einem Hauch von Oregano und Thymian. Eine Spezialität der Region passt perfekt dazu: Ubriaco Käse - übersetzt: betrunkener Käse. Er
reift sechs Monate in Trester. Ebenfalls typisch für die Gegend um Treviso ist die Traube Raboso. "Sie ist wie ein wildes Tier, du kannst sie nicht kontrollieren", sagt Alan. Irgendwie ist es ihm
mit seinem Raboso Riserva Doc Piave (13,40 Euro) aber doch gelungen. Doch der starke, pfeffrige Rote mit viel Säure verlangt nach fettem Essen. Ihn einfach nur so zu verkosten, ist eine
Herausforderung. Echt praktisch, dass man nach dem Tasting nicht mehr fahren muss! Die Tenuta Santomè hat zehn schöne Gästezimmer die alle nach Blumen benannt sind. Die Brüder wirtschaften
übringens nachhaltig. Das Weingut wird ausschließlich mit Sonnenenergie betrieben. Alan und William sind eben zwei coole Typen, auch wenn sie keine Cowboys sind.
Infos: Weingutführung und Verkostung mit drei Weinen 10 Euro, mit fünf Weinen 15 Euro. Bitte vorher anmelden
unter info@tenutasantome.
Doppelzimmer mit Frühstück ab 75 Euro, hier geht's zur Reservierung.
Treviso: die kleine Schwester Venedigs
Knapp 50 Kilometer liegt Treviso von Venedig entfernt. Die Haupststadt der Provinz Treviso protzt nicht mit ganz so prächtigen Palästen und Kanälen wie die große Schwester. Dafür ist die Atmosphäre entspannter - und die Preise sind noch moderat. Am besten lässt man sich von der Piazza dei Signori in die historischen Gassen mit den vielen Geschäften, kleinen Bars und Cafés treiben. Die Altstadt ist so überschaubar, dass Sie dabei fast automatisch alle Highlights sehen, z.B. die Kirche St. Lucia. Nicht verpassen: von Dienstag bis Samstag findet auf einer kleinen Flussinsel mitten in der Stadt ein Fischmarkt statt. Irgendwie hat er was Romantisches. Auch wenn man das angesichts glitschiger Meerestiere kaum glauben mag. Gut essen können Sie in Treviso natürlich auch (s. u.). Einen englischen Guide mit den Sehenswürdigkeiten gibt es hier.
Restaurant Le Beccherie: Hier wurde das Tiramisu geboren
Es war ein super Tipp vom Prosecco DOC Consortium: Geht ins Restaurant Le Beccherie auf der Piazza Ancilotto 9. Das ist nicht weit von der Piazza dei Signori entfernt. Food und Design Konzept steht auf der Glasscheibe beim Eingang und verspricht nicht zu viel. Das Ambiente ist stimmig und katapultiert uns in die 70er Jahre zurück. Das ist die Zeit, in der die früheren Besitzer des Restaurants Alba und Ado Campeol das wohl berühmteste Schichtdessert der Welt erfunden haben: Tiramisu. Das gibt es hier natürlich heute noch, allerdings auch in modernen Varianten. Wir sitzen wunderschön auf dem Balkon mit Blick auf einen Kanal. Zum Einstieg kommt kleines Gebäck mit Käse. Was trinkt man dazu? Prosecco. Der begleitet uns auch bei den restlichen Gängen. Eds Highlight: Sein Lieblingsessen Oktopus steht auf der Karte und liegt auch bald vor ihm auf demTeller. Zum Schluss gibt es Tiramisu, was sonst. Einmal in der klassischen Variante, einmal im Glas geschichtet. Beides lecker, aber das im Glas liegt nicht ganz so schwer im Magen. Also mein Favorit. Wer schauen will, was im Le Beccherie auf der Speisekarte steht, hier geht es zur Website.
Fotos: Ed Richter (11), Tenuta Santomè (5)
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