Das schmeckt nach Sommer!

Endlich kitzeln zumindest ab und zu mal wieder warme Sonnenstrahlen die Haut. Das macht Lust auf ein Glas Verdejo, Spaniens beliebtesten Weißwein. Er wächst im Rueda-Gebiet. Kommen Sie mit mir auf eine Reise dorthin. Denn es gibt gleich drei gute Gründe, sich diese Region anzuschauen: ausgezeichnete Bodegas, Spezialitäten-Restaurants und eine beeindruckende Architektur

Grund 1: Verdejo - Spaniens beliebtester Weißwein

Wer die trockenen, teils sehr steinigen Böden im Rueda-Gebiet sieht, denkt nicht unbedingt gleich an Harmonie im Glas. Doch genau das bekommt man bei einem Verdejo. Die autochthone Rebsorte steht für fruchtige Frische mit feinen Kräuternoten und einer ausgewogenen Säurestruktur. Nur im Stahltank ausgebaut, zeigt sich der Wein aromatisch und unkompliziert. Ein wunderbarer Aperitif für einen lauen Sommerabend, der Lust auf ein Glas mehr macht - oder auch fein zu einem leichten Fischgericht schmeckt. Im Holz ausgebaut, geht die Traube eine kraftvolle Symbiose mit Vanille- und Röstarmomen ein. Das macht sie zum guten Begleiter für helles Fleisch oder Lamm. Wer einen Verdejo kauft, muss sich übrigens keine Sorgen um seine Qualität machen. Dank der Denominación de Origen oder kurz D.O. Rueda ist die Herkunftsbezeichung kontrolliert und geschützt. Ein weiteres, nicht ganz unwesentliches Plus: Verdejo gibt es in aller Regel zu erschwinglichen Preisen - auch bei uns! Vielleicht packt Sie bei einem Glas die Lust seine Heimat kennenzulernen. Viele Bodegas dort empfangen Sie gerne. Auch sonst lohnt sich eine Reise ins Rueda…

Bodega-Tipps:

Valdecuevas: Die Bodega liegt unweit von Rueda auf der Straße nach Nava del Ray. Sie produziert z. B. mit dem "Valdecuevas" einen klassischen Verdejo, der nach Marille und Pfirsich duftet und mit dem "Valdecuevas im Barrique ausgebaut" einen voluminöseren Verdejo, der trotz sanfter Holznoten seine Frische nicht verliert. Wer das Weingut kennenlernen möchte: Führungen mit Tasting kosten ab 7,50 Euro, Anmeldung ist erforderlich unter bodega@valdecuevas.es.

Felix Lorenzo Cachazo: Diese Bodega ist ein Familienunternehmen mit 60-jähriger Tradition. Senior-Chef Félix Lorenz Cachazo war maßgeblich an der Gründung der D.O. Rueda beteiligt. Seine Tochter Angela ist Önologin und macht die hervorragenden Weine, Sohn Eduardo vertreibt sie. Ihr Flagschiff ist der "Carrasvinas Rueda Verdejo". Die Trauben stammen aus den ältesten Weingärten der Bodega und sind teilweise über 100 Jahre alt. Der Wein hat einen schönen Schmelz mit angenehmer Säure. Im Mund macht Frucht mit feiner Mineralik Spaß. In Deutschland bekommt man die Flasche für 6,90 Euro bei verschiedenen Online-Shops. Wer im Rueda-Gebiet ist, sollte sich einen Besuch des Weinguts bei Pozaldez trotzdem nicht entgehen lassen. Es ist ein großes Vergnügen diese herzliche Familie kennenzulernen, Anmeldung unter bodegas@cachazo.com.

PradoRey: Das super moderne Weingut befindet sich etwa 25 Autominuten von Valladolid entfernt. Teil der Bodega-Führung ist ein
3-D-Film und der sogenannte Tunnel der Sinne, der die Verdejo-Aromen erlebbar macht. Eindrucksvoller kann man den Wein nicht kennenlernen. Es sei denn, man trinkt ihn - z. B. zum Verdejo-Menü im Weingut eigenen Restaurant "Fünf Sinne". Die Basic-Tour dauert 45 Minuten und kostet 6,50 Euro. Das Menü inklusive Tour 25 Euro. Wer möchte kann auch für 9,50 Euro eine Tour mitmachen, die durchs Weingut und das nahe gelegene Castillo de la Mota (siehe Foto ganz unten rechts) führt.


Grund 2: Restaurants mit dem gewissen Etwas

Wir hatten großes Glück und waren bei unserer Reise durchs Rueda mit der Agentur ff.k Public Relations bei der Familie Lorenzo Cachazo zum Lammessen eingeladen. Natürlich wurden dabei ihre Weine zum Essen verkostet. Ein Gedicht! Überhaupt ist diese Region von Spanien ein Angriff auf die schlanke Linie. Denn es wird sehr gerne und sehr viel gegessen – am liebsten Deftiges: an der Luft getrocknete Schinken, Würste, Käse… Und Fleisch in jeder Form. Um ehrlich zu sein: Vegetarier haben es hier nicht so leicht…


Restaurant-Tipps:

Mesón de Cándído in Segovia: Das traditionsreiche Restaurant im wunderschönen historischen Gebäude dirket am Aquädukt ist berühmt für Milchferkel, eine typische Spezialität Segovias. Das Ferkel wird als Ganzes im Ofen gegart und ist anschließend so zart, dass man es mit einem Teller zerteilen kann. Das wird beim Servieren jedesmal feierlich zelebriert.

Restaurante La Botica in Matapozuelos: Schon die Location ist besonders. In einem alten Herrenhaus, das mal eine Apotheke war, kommen höchst kreative Speisen auf den Tisch. So wird z.B. Traditionelles wie eine Blutwurst modern interpretiert. Der Clou: Man darf sich ein paar Späne gefrorenen Pinienzapfen darüber reiben. Höchst interessant am Gaumen.

El Hilo de Ariadna in Rueda: Nichts für Menschen mit Klaustrophobie, aber für alle anderen ein tolles Erlebnis. Um ins Restaurant der Corporativa de Gruppo Yllera zu kommen, fährt man erst mal zwanzig Meter mit dem Fahrstuhl in die Tiefe. Bevor wir es uns an einem schön gedeckten Tisch im altgriechischen Ambiente schmecken ließen, durften wir eine Weinkellerbesichtigung der besondern Art machen. Die Entdeckungsreise führte durch dunkle Gänge in der Tiefe mit dem passenden Namen Labyrinth des Minotaurus. Die Führung mit Verkostung und Tapas kostet 10 Euro, das 3-Gänge-Menü mit Weinbegleitung gibt es ab 28 Euro.


Grund 3: Beeindruckende Burgen und Gärten

Wer ins Rueda fährt, sollte sich unbedingt ein, zwei Tage Zeit lassen, Segovia zu besichtigen. Die kleine Stadtperle liegt circa neunzig Kilometer nördlich von Madrid. Beim Spaziergang durch die Gassen hat man das Gefühl, auf einer Reise durch die Jahrhunderte zu sein. Sie fängt an beim gigantischen Aquädukt aus der Römerzeit. Und geht weiter zu Renaissance-Palästen, einer gotischen Kathedrale, Gebäuden im Mudéjar-Stil… Römer, Araber, Juden und Christen - alle haben in der Altstadt ihre architektonischen Spuren hinterlassen. Logisch, dass Segovia zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört. Übernachten kann man übrigens auch hinter historischen Mauern - z. B. im Hotel San Antonio el Real, das mal ein Kloster war. Das Doppelzimmer kostet mit Frühstück 139 Euro. Mit Rabatt geht es aber auch billiger. Noch ein Pluspunkt: Von hier aus kann man zu Fuß in die Altstadt gehen.

Sight Seeing-Tipps:

Alcázar in Segovia: Sie gilt als eine der schönsten Burgen Spaniens und thront am höchsten Punkt Segovias. Der Bau wurde im

11. Jahrhundert begonnen und zog sich Jahrhunderte lang fort. Ensprechend ist dieses kolossale Fort, das einst die Feinde der Könige von Kastillien abhalten sollte, ein architektoisches Sammelsurium verschiederner Stile. Wer wissen will, wie Königs einst lebten, sollte die Burg auch von innen anschauen. Außerdem hat man von hier einen atemberaubenden Blick auf die Umgebung.

Romeral de San Marcos bei Segovia: Selten habe ich einen schöner angelegten Park gesehen, als den von Leandro Silva Delgado. Er war ein berühmter Landschaftsarchitekt, Architekt und Maler. Bäume, Sträucher und Blumen wurden in diesem großen Garten unweit von Segovia nicht gezähmt, sondern dürfen sich in natürlicher, wilder Schöneheit entwickeln.Überall findet man lauschige Plätze an Brunnen, in Nieschen und schattigen Gassen. So viel Schönheit hätte ich am liebsten selbst auf eine Leinwand gebannt. Leider mangelt es mir komplett an Talent.  Dafür hatte ich das Glück, bei meinem Besuch im Park Julia, der Witwe von Silva Delgado, zu begegnen. Niemand hätte sein Konzept Architektur und Landschaft in Harmonie zu verschmelzen, besser erklären können als sie.

Palacio Real la Granja in San Ildefonso: Prunk, Pracht und Protz - mehr geht fast nicht. Das Schloss war früher die Sommerresidenz der spanischen Könige. Auch der Park ist ein Traum. Hier wurde eindeutig Versaille nachgeeifert. 

Castillo de la Mota in Medina del Campo: In der Provinz Valladolid wird nicht nur hervorragender Verdejo gemacht, es gibt auch die größte Burganlage Kastilliens. Hinein kommt man über eine Brücke. Früher konnte sie hochgezogen werden, wenn der Feind im Anmarsch war. Im Mittelalter müssen die Soldaten bei der Verteidigung der Burg schrecklich gefroren haben. Es ist ziemlich zugig und düster hinter den dicken Steinmauern. Im Boden wurde ein tiefes Loch eingelassen, das einst das Gefängnis war. Gruselig!

Fotos: Ed Richter (9), ff.k Public Relations (13), Iberogast (4)


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