Cool, cooler, Chalkidiki

Cool meint definitiv nicht die Temperaturen, die das Thermometer auf der Halbinsel südöstlich von Thessaloniki im Juni, Juli, August zeigt. Aber cool ist, dass sich bei über 35 Grad tatächlich von Sommer sprechen lässt. Cool ist auch, dass Abkühlung im glasklaren Meer immer nahe ist. Cool ist zudem, dass man - entgegen aller Vorurteile über die griechische Küche - gut essen und trinken kann

Griechenland at it's best

Ob Ihr es mir glaubt oder nicht: Auf dem Hinflug von Stuttgart nach Thessaloniki saß der Co-Trainer von Otto Rehagel im Flieger neben mir, Ioannis Topalides. Mit den beiden wurde die griechische Fußball-Nationalmannschaft 2004 Europameister. Ein witziger, unterhaltsamer Typ. Fängt ja gut an der Urlaub, dachte ich mir. Ging auch so weiter. Ich war zum dritten mal auf Chalkidiki und fand es wieder großartig. Jeder der drei Finger der Halbinsel bietet etwas anderes: Kassandra hat mit Afitos die schönste Stadt. Sie liegt hoch auf einer Klippe mit einem traumhaften Blick aufs türkisfarbene Meer. Allerdings ist in ihren hübschen Gassen mit den vielen Bars und Restaurants auch am meisten los. Muss aber nichts Schlechtes sein, manche Menschen mögen in den Ferien ja ein bisschen Rummel. Wer Ruhe in unberührter Natur sucht, wird Sithonia lieben. Auf dem mittleren, zum Teil sehr bergigen, Finger gibt es viel Schatten spendenen Wald - ideal zum Wandern, wenn die Sonne mit dem blauen Himmel erbarmungslos um die Wette strahlt. In den kleinen, verschlafenen Dörfern im Landesinneren leben die Leute unbeeindruckt von modernen, hektischen Zeiten. Traditionelle griechische Gastfreundlichkeit steht hoch im Kurs. Auf dem dritten Finger ist im geschäftigen Örtchen Ouranoupoli Schluss. Von hier aus kann man nur noch mit kleinen Booten auf Mini-Inseln zum Sonnenbaden fahren oder ein Schiff nehmen und den heiligen Berg Athos mit seinen prächtigen Klöstern umkreisen. Männer dürfen die Mönchsrepublik besuchen - allerdings nur nach vorheriger Genehmigung. Weibliches ist auf dem Athos nicht erlaubt. Angeblich halten die Mönche nicht mal Hühner. Wer jetzt Lust auf Chalkidiki bekommen hat, sollte sich die Zeit nehmen, alle drei Finger zu besuchen. Ach ja: Das Omen mit Ioannis Topalides war eigentlich gut. Ich weiß auch nicht, warum die Deutschen dieses Jahr nicht Europameister geworden sind...

Markttag in Kassandria

Dienstag vormittags lohnt es sich die paar Kilometer von Afitos ins Landesinnere nach Kassandria zu fahren. Dann verwandelt sich der kleine, sonst eher verschlafene Ort mit seinen circa 3000 Einwohnern in einen großen Markt. Müsste man einen Hausstand gründen, kein Problem. Es gibt alles. Von Klamotten, über Küchenutensilien, Tischdecken, Pflanzen für den Garten... Und natürlich das, was den Gaumen erfreut: duftendes Obst, farbenprächtiges Gemüse, Oliven in allen erdenklichen Varianten, Honig, Süßigkeiten, Kräuter. Wein- und Spirituosenverkostungen sehen allerdings etwas anders aus, als man es sonst gewöhnt ist. Wein und Ouzo fließen aus Plastikflaschen in Nähhut große Plastikbecher. Da kann man nur Yamas sagen. Egal, Spaß macht es trotzdem, alles zu probieren. Schön ist, dass sich Jung und Alt durch die engen Gassen zwischen den kunterbunten Marktständen schieben. Eigentlich ist Facebook in Kassandria überflüssig. Denn am Markttag tauscht man sich ja sowieso über alles aus, was wichtig ist. Nach dem Einkaufen sitzen alle genüsslich beim Frappé in einem der Cafés der Fußgängerzone. Gegen 13 Uhr ist dann Schluss mit Business, die Stände werden abgebaut. Apropos Business. Angesichts der Krise in Griechenland würde man ja meinen, die Menschen hätten nichts zu verschenken. Weit gefehlt. Wir wollten vier Sesamstangen kaufen. Der Mann hinter dem Stand-Tresen hat sie uns mit einem Lächeln einfach so gegeben. Unser Geld wollte er nicht. Das ist so herrlich an den Griechen: Ihre Gastfreundlichkeit können ihnen nicht einmal diese harten Zeiten nehmen.

Toroni Beach Bar Strand Sithonia Chalkidiki Ellen Warstat
Eine schöne, kleine Bucht mit feinem, weißen Sand: unser Lieblingsstrand auf Sithonia bei Toroni

Willkommen am Strand

Auf Kassandra in Kriopigi: Ein gut gepflegter Strand. Der Sand ist grob körnig und auf dem Weg ins Wasser muss man über ein paar Steine balancieren. Die sind allerdings nicht all zu groß, so dass man gut barfuß ins Meer gehen kann. Ab dem griechischen Pfingsten hat der Kiosk für Getränke, Eis etc offen. Zwei Liegen mit Sonnenschirm kosten 9 Euro pro Tag.

Auf Sithonia bei Toroni: Der Litus Beach war unser Lieblingsstrand. Weicher Sand bis ins Meer hinein, dazu eine Strand-Bar und Taverne. Wer etwas bestellt, bezahlt nichts für Liegen und Sonnenschirm. Es gibt köstliche Smoothies für fünf Euro, die so groß sind, dass man sich locker einen teilen kann.


Kriopigi Strand Beach Kassandra Chalkidiki Ellen Warstat
Diesen Strand mit dem glasklaren Wasser finden Sie am Fuß des Dorfs Kriopigi auf Kassandra

Und die griechische Küche ist doch gut!

Weil in Deutschland das Essen beim Griechen oft schwer und fettig serviert wird, hält sich bei uns hartnäckig das Gerücht, die griechische Küche hätte für Genießer nichts zu bieten. Ich empfehle jedem, der das glaubt, nach Kriopigi auf Kassandra zu fahren und im Restaurant "Anthoula" einzukehren. Man findet es in der Dorfmitte hinter der Kirche. Die Chefin Anthoula und ihr Mann Giorgos haben aus einem alten Herrenhaus ein Kleinod des Genusses gemacht. Im Sommer sitzt man bei entspannter, griechischer Musik draußen auf dem gemütlichen Dorfplatz. Giorgios zaubert in der Küche, Anthoula und ihr Team kümmern sich um die Gäste. Wir hätten die Karte rauf und runter essen können. Zwei Highlights waren z. B. das Auberginen-Mus und die hausgemachten Nudeln mit großen Garnelen in Zitronensoße. Überraschenderweise schmeckte sogar der weiße Hauswein gut. Eine Cuvée aus den autochthonen weißen Rebsorten Assyrtiko und Athiri sowie zehn Prozent Sauvignon Blanc. Nach Vor- und Hauptspeise waren wir jedesmal restlos satt. Nachtisch hätten wir nicht mehr gebraucht. Aber wir haben jedesmal einen geschenkt bekommen. 

Weingut griechischer Wein Porto Carras Sithonia Ellen Warstat
An den Hängen des Mt. Meliton wachsen die Trauben für die Weine der Domaine Porto Carras

Wo der Wein wächst

Für gute Weine ist Griechenland nicht gerade berühmt. Aber auch hier ist es an der Zeit, Vorurteile abzubauen. Auf Sithonia befindet sich das Weingut Porto Carras, ganz in der Nähe der gleichnamigen Hotelanlage. Nicht weit davon entfernt wachsen die Trauben für die Weine an den Hängen des Mt. Meliton - alles im Bioanbau. Die Domaine ist leicht zu finden. Ein großes Schild weist auf der Küstenstraße von Toroni nach Elia den Weg. Wer nur ein paar Weine verkosten möchte, muss sich nicht einmal anmelden. Man kann fünf verschiedene probieren, jeweils für einen Euro. Ich habe zwei Weine aus typisch griechischen Trauben getestet. Der Blanc de Blanc (6,30 Euro ab Weingut) wurde aus Athiri, Rhoditis und Assyrtiko gekeltert. Er fließt hellgelb ins Glas, hat eine blumige Nase mit einem Hauch Zitrusfrucht. Am Gaumen zeigt er eine angenehme Säurestruktur und schöne Fruchtigkeit. Bei den Roten habe ich mich für den Limnio (7,50 Euro ab Weingut) entschieden, der den Namen seiner Rebsorte trägt. Ein tiefroter, würziger Wein, der Aromen von Brombeere, Pfeffer und Zimt auf der Zunge hinterlässt und durchaus fünf, sechs Jahre Lagerung verträgt. Auf Porto Carras sind auch Besucher willkommen, die das Weingut besichtigen wollen. Dafür wird jedoch eine Anmeldung über die Website erbeten.

Einchecken und wohlfühlen

Hotel Gi Ga Mar/Kassandra: Das 3-Sterne-Haus in Kriopigi bietet 13 große Studios mit Balkon oder Terrasse. Es liegt am Hang mit Blick aufs Meer. Gabi, die Besitzerin, spricht perfekt deutsch. Denn die sympathische Griechin ist in Hannover aufgewachsen. Sie ist gibt ihren Gästen gerne Ausflugs- und Restaurant-Tipps. DZ/F ab 62 Euro, www.hotel-gi-ga-mar.com.

Hotel Virginia/Sithonia: Das weiße Haus mit den königsblauen Fensterläden hat eine Taverne, die einen sensationellen Ausblick aufs Meer bietet. Für griechische Verhältnisse gibt es ein sehr reichhaltiges Frühstück. Buchbar z.B. über DER Tour. 


Fotos: Ellen Warstat

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